Die eigene Schulzeit macht zwar einen insgesamt betrachtet nur geringen Teil unseres Lebens aus und doch ist sie für viele Menschen sehr prägend. Während diesen Jahren machen wir viele Erfahrungen, schließen Freundschaften, die zum Teil noch lange Zeit bestehen bleiben oder verlieben uns zum allerersten Mal. Gleichzeitig hat die Schule den Anspruch uns zu selbständigen, gebildeten und reifen Erwachsenen zu machen. Neben der menschlichen Entwicklung steht aber offensichtlich zunächst die fachliche und akademisch Weiterbildung im Vordergrund von Schule und Unterricht.
Oft stehen Schulen, Lehrer oder das Bildungssystem in der Kritik, denn es sei veraltet, zu hierarchisch, kompliziert oder nicht zeitgemäß. Abgesehen davon stehen die Verantwortlichen für Lehrpläne, Anforderungen oder fachliche Entscheidungen unter immensem Druck, denn durch die getroffenen Leitlinien und Vorgaben beeinflussen sie den Bildungsstand und die gesellschaftlichen Chancen von zum Teil einer ganzen Generation. Das mag vielleicht extrem klingen, soll aber die Wichtigkeit und essenzielle Funktion von Schule veranschaulichen und unterstreichen.
So ist es enorm wichtig, dass Schulen und die pädagogische Bildung mit der Zeit gehen und Kindern und jungen Erwachsenen vorrangig Dinge vermitteln, die gerade aktuell und voraussichtlich in Zukunft von sehr großer Bedeutung für die Gesellschaft und jeden Einzelnen sind.
Darum ist Medienkompetenz in der Schule so wichtig
Die Digitalisierung und die Präsenz digitaler Medien schreitet immer weiter voran. Mit dieser Entwicklung steigt auch die Verfügbarkeit von Nachrichten, Informationen, digitalen Inhalten. Außerdem nimmt die Bedeutung sozialer Netzwerken über den privaten Raum hinaus seit Jahren stetig zu. Früher wurde nicht über den Umgang mit Medienkompetenz in der Schule diskutiert, weil es schlichtweg keinen Anlass dazu gab. Doch die Zeit von Printmedien und Flugblättern ist vorbei.
Mit der Flut an Informationen und Inhalten, der wir tagtäglich ausgesetzt sind, kommen zwangsläufig auch Gefahren und Probleme auf: Mobbing, Fake-News, Hass, Hetze oder Cyberangriffe sind heute an der Tagesordnung und symbolisieren bei allen Vorzügen der Modernisierung die Schattenseiten einer vernetzten und digitalen Welt.
Gleichzeitig wachsen seit einigen Jahren nahezu alle Kinder in dieser Welt auf und kennen keine andere Realität. Viele von ihnen haben bereits in der Grundschule ein Smartphone, ein Tablet oder spielen Computerspiele und sind generell im Alltag von zunehmender Mediennutzung betroffen.
Und hier kommt die Schule ins Spiel: Viele Eltern oder Bezugspersonen kennen sich selbst gar nicht oder nicht genug mit den Tücken der Medien aus. Die Schule hat hier die Chance eine gemeinsame Basis zu legen, von der alle Kinder profitieren können: Sowohl jene, deren Elternhaus bereits eine gute Medienerziehung geleistet hat und diejenigen, bei denen dies bislang nicht der Fall war.
Digitalisierung in der Arbeitswelt
Mit zunehmender Wahrscheinlichkeit wird man im Job und im Beruf früher oder später mit digitalen Medien konfrontiert werden bzw. sogar auf solche angewiesen sein. Kaum ein Arbeitgeber setzt keine grundlegenden Kenntnisse über EDV-Systeme oder Funktionsweisen für ein bestimmtes Programm voraus. Der Einsatz von Robotern beispielsweise hat zwar vergleichsweise eher wenig mit einer Online-Ausgabe eines Magazins zu tun, doch hat sich die Arbeitswelt im Bereich von Bewerbungen, Stellensuche etc. zum Teil auch in soziale Netzwerke oder Apps verlagert.
Nicht umsonst entscheiden Arbeitgeber heutzutage nicht nur anhand des Werdegangs oder des Qualifikation über eine Jobvergabe, sondern berücksichtigen auch den Auftritt des Bewerbers oder der Bewerberin bei Facebook, Instagram & Co.. Wer also Karriere machen oder einfach nur einen guten Job haben möchte, sollte sich dessen bewusst sein, dass das Internet nichts vergisst.
Medienkompetenz als Voraussetzung
Da die Mediennutzung für uns alle als Individuen eine große Rolle im Leben spielt, ist sie auch für das Zusammenleben und Miteinander in einer Gesellschaft relevant. Wie viel Medienkritik ist erlaubt? Gibt es dort eine Grenze oder sogar Hemmschwellen? Wo fängt Meinungsfreiheit an und wo hört sie auf? Bereits diese Fragen bietet bereits genug Stoff für eine hitzige und lange Diskussion, wenn mehrere Menschen unterschiedlicher Meinungen aufeinandertreffen. Der sichere und reflektierte Umgang mit Medien spielt dabei eine entscheidende Rolle: Nur wer auf Basis gemeinsamer Tatsache miteinander im Austausch ist, kann fair und sinnvoll diskutieren und des oder der anderen Meinungen verstehen.
Die Meinungsbildung ist sehr komplex, beginnt bei unserer Erziehung und führt über unsere Prägungen bis hin zur Quelle, aus der wir Informationen über die Welt und das Leben beziehen. Die entsprechende Aufklärung und Medienkompetenz ist wichtig, um zu verstehen und um zu vermitteln, dass nicht alles zwangsläufig wahr ist oder so erscheint, was man liest, sieht oder hört. Es gibt immer zwei Seiten sowie mehrere Perspektiven und Blickwinkel. In Zeiten von Fake-News, sogenannten alternativen Fakten und Fehlinterpretationen, die schnell an Reichweite gewinnen und um die Welt gehen, ist es so wichtig wie nie, Inhalte zu hinterfragen und zu reflexieren. Andernfalls droht eine Spaltung der Gesellschaft und die Entwicklung einer Scheinwelt, in der eine andere Realität zu herrschen scheint.
Herausforderungen für das Bildungssystem
Bei all der Wichtigkeit von Medienkompetenz, wie sich gezeigt hat, muss die Vermittlung in den Schulen umgesetzt und bewerkstelligt werden. Es muss also ein pädagogisches Konzept entwickelt werden, dass den Kindern und jungen Erwachsenen das Thema Medienkompetenz in der Schule erfolgreich vermittelt. Allerdings ist die größte Herausforderung oft nicht der eigentliche Unterricht, sondern die Weiterbildung von Lehrkräften selbst. Viele von ihnen gehören noch Generationen an, die die meiste Zeit ihres Lebens rein analog verbracht haben und es dürfte nicht oft vorkommen, dass Schüler den Lehrkräften das Whiteboard oder den Computer im Klassenzimmer erklären müssen. Diese Kluft zwischen den Generationen ist also zunächst das größte Problem und stellt das Bildungswesen vor zum Teil hohe Hürden, denn im Grund werden die Lehrer wieder zu Schülern. Gleichzeitig muss ein Konzept entwickelt werden, dass dieses zum Teil komplexe und anspruchsvolle Thema für Kinder verständlich und nachhaltig transportiert.
Durch die Entwicklung zahlreicher interaktiver Lehrmethoden und -programmen kann die Integration von Technik in den Klassenräumen sehr gut gelingen. Die Digitalisierung hat nicht nur negative Seiten, sondern kann auch dazu beitragen, dass sich Kinder und Jugendliche vielfältig weiterbilden können und sich Wissen von überall her aneignen.
Medienpädagogik
Die sowohl theoretische Erforschung als auch praktische Arbeit mit Medien gehört zum breiten Spektrum der Medienpädagogik. Sie befasst sich grundsätzlich auch mit der Entwicklung, Geschichte und Bildung in Bezug auf mediale Inhalte und deren Einflüsse auf den Menschen. In diesem Zusammenhang schafft sie Möglichkeiten seine Medienkompetenz und -fertigkeit aufzubauen, zu vertiefen und weiterzuentwickeln. Als Schnittpunkt zwischen der wissenschaftlichen Forschung und der praktischen Anwendung ist dieses Fachgebiet, das auch Überlappungen mit den Kommunikationswissenschaften aufweist, fundamental für eine gesamtgesellschaftliche Medienbildung und der damit einhergehenden Verantwortung.
Workshops für besseres Medienverständnis
Zahlreiche Medienschaffende und Experten bieten Angebote für einen Medienkompetenz Workshop Schule an, der Lehrkräfte in ihrer Aufgabe unterstützen soll. In den allermeisten Fällen wird er selbst von jungen Erwachsenen geleitet, die beispielsweise im journalistischen Bereich tätig sind.
Neben den Chancen und Gefahren in Bezug auf Medien sollen die teilnehmenden Schüler möglichst auch selbst ihr eigenes Verhalten und ihren Medienkonsum überdenken und reflektieren. Gleichzeitig kommt die Rolle von Demokratie und Presse- und Meinungsfreiheit zur Sprache, die jeweils die Basis für realitätstreue und gesellschaftsdienliche Inhalte bilden.
Fazit
In einer sich immer weiterentwickelnden Welt der Medien mit täglich neuen Informationen, Nachrichten und Posts ist es wichtig sich zurechtzufinden. Medien machen auch vor den Kleinsten nicht Halt und deshalb ist es umso wichtiger, sie auf die Herausforderungen der Zukunft in einer digitalen Welt vorzubereiten. Je früher, desto besser lautet das Motto. Schulen bieten dafür einen guten Rahmen, um Medienerziehung zu leisten; erst recht, wenn Eltern dies nicht gewährleisten können. Vielerorts sind also Medienverantwortliche gefragt, die die Schulen bei dieser Aufgabe unterstützen, um den Kindern und Jugendlichen ein gutes Handwerkszeug mit auf den weiteren Lebensweg zu geben. Denn eins ist sicher: Das Internet vergisst nie.